A blog on museum-digital and the broader digitization of museum work.

Wie in dem vorherigen Beitrag schon anklang, machen wir derzeit (mal wieder) eine Revision des bisher Geleisteten. Damit verbunden ist eine Steuerungskorrektur für das gesamte Projekt. Es hat sich etwas überraschend gezeigt, dass das bisher Geleistete nicht so gut war, wie wir dachten. Da und dort Fehler in den Bilddateibezeichnungen, bei den Inventarnummern, fehlende Zusammenhänge von beiden untereinander, Staub auf den Oberflächen, ein liegengelassenes, "durchgerutschtes" Foto, eines, das auf dem falschen Stapel abgelegt wurde …

Die erste Groß-Erfahrung ist, dass es nicht reicht, wenn wir gut arbeiten und sowohl beim Tun als auch direkt im Anschluss unsere Arbeit überprüfen. Die subjektive Wahrnehmung nach Beendigung der Arbeit ist das Gefühl, es überwiegend richtig gemacht zu haben. Sicherlich: Jeder macht Fehler und so werden auch bei dieser Arbeit welche entstanden sein. Aber das Grundgefühl ist doch, dass das meiste gut gelaufen ist. "Gut" scheint bei der Digitalisierung aber "nicht gut genug" zu sein. Denn zu einem guten oder sehr guten Ergebnis sind eine ganze Reihe, wenn nicht sogar eine Vielzahl von kleinen, manchmal unscheinbaren Arbeitsschritten und Handgriffen (wie zum Beipiel das Abbürsten der Fotos vor dem Scannen) nötig. Wird beim Scannen vergessen, ein kleines Häkchen wegzunehmen, wird die Bilddatei nur geschärft und nicht in ihrer Roh-Version gespeichert. Das Foto geht zurück ins Depot und bei der Menge an zu bearbeitendem Material und der zu leistenden Aufgaben ist es undenkbar, für diese "Fehlerchen" nochmal über Start zu gehen. Dennoch ist der Sinn der Bilderzeugung nicht erreicht, denn für jedes Objekt soll eine für jeden Zweck benutzbare hochauflösende Rohdatei im richtigen Format usw. existieren (kein schon irgendwie vorbearbeitetes Produkt).

Es scheint so zu sein, dass wir für ein gutes Ergebnis bei den unterschiedlichen Arbeitsschritten und zu jedem Zeitpunkt zu 100% richtig arbeiten müssen. Das ist unrealistisch und daher auch ein wenig "unmenschlich". Aber ein als normal anzusehende Fehlerquotient von 3 bis 5 auf hundert bei der einen Tätigkeit (abbürsten) und ein Fehlerquotient von 3 bis 5 auf hundert beim Häkchen-Setzen und ein Fehlerquotient von 3 bis 5 auf hundert beim Ablegen auf den falschen Stapel (ich möchte nicht langweilen mit einer Aufzählung der einzelnen Arbeitsschritte bei der Digitalisierung eines einzelnen Objektes, aber vielleicht könnte dies Thema eines einzelnen Blogs sein?), aber es sind aus dem Bauch geschätzt sicherlich ein- bis zweihundert Arbeitsschritte, bei denen etwas falsch laufen kann. Bei der Online-Publikation kommen noch ein paar -zig dazu. Ein perfektes, d. h. zu 100% richtiges Ergebnis, scheint unrealistisch. Eine fehlerfreie Bilddatei, ein richtig bezeichneter Datensatz (sein wissenschaftlicher Inhalt liegt nicht im Bereich unseres Projektes), ein richtig hergestellter Bezug zwischen dem Inhalt der Schübe mit den Fotografien (der Realität) und der Datenbank (pro Objekt ein Text-Datensatz und zwei Bilder (Vor- und Rückseite)) ist demnach eine glückliche Leistung.

Es scheint eine Eigenschaft der Digitalisierungsarbeit zu sein, dass sie so einfach und händisch aussieht, aber doch ein hohes Maß an Konzentration und Perfektion erfordert. Es ist auch schwierig zu sagen, wie es besser laufen kann. Mehr Kontrolle? Zum Beispiel durch Unbeteiligte, die einen frischen Blick auf die Sache haben? Kontrollläufe sind aber schon erfolgt, eine nochmalige Kontrolle (die absolut nötig ist) erfordert Zeit, Kapazitäten und damit Geld. Oder liegt das Heil in der Auswahl extrem penibler Mitarbeiter? Oder gibt es unverzeihliche (Inventarnummern) und verzeihliche Fehler? Oder müssen bei allen wichtigen Arbeitsschritten immer zwei Mitarbeiter "draufgucken"?

Das Fazit im Augenblick ist auf jeden Fall: Wir müssen alle enger zusammenrücken und mehr Kontrolle muss her. Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, dass auf dieser Plattform in der letzten Zeit weniger Beiträge gekommen sind: Es waren zu viele Anforderungen, die seit der Aktivierung der Datenbank anzugehen waren: Die kunsthistorisch richtige Verschlagwortung (siehe die angekündigte Tagung, von der ich hier schon länger berichten wollte), die Datenfeldkataloge für sechs Sammlungsbereiche der Moritzburg, das Beherrschen der Datenbank selbst, Anleiten der Mitarbeiter, die Arbeiten rund um die Datenbereinigung, die Auseinandersetzungen mit der Datenbank-Firma über wunderliche Verhaltensweisen der Datenbank und verschwundene Verknüpfungen zwischen Objekt und Künstler-Datensatz, Weiterführen des museum-digital-Themenportals "moderne_digital" und Publizieren auf museum-digital, Aufbau einer einheitlichen Standortverzeichnung für das Haus in der Datenbank, die Problematik der Sonderzeichen in der Datenbank, Mitarbeiterschulung in der Datenbank, Weiterbildung, Ankäufe im Rahmen des Projekts …Für kunsthistorische Arbeit ist dabei derzeit überhaupt keine Zeit.

Darüber ist das Bloggen, das Erzählen von dem, was wir machen und wie wir es machen, etwas kurz gekommen. Versprochen aber ist, dass es noch berichtet wird!

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