A blog on museum-digital and the broader digitization of museum work.

Ein Beitrag von Robert Büschel und Tim Köhler (Stadtmuseum Cottbus)

»Ach, Sie arbeiten auch montags? Ich dachte, da haben sie zu.«
Wie oft wohl bekommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen das zu hören? Diese Frage nahmen wir vom Stadtmuseum Cottbus zum Anlass und starteten unseren eigenen Video-Blog (kurz: Vlog) »montags im museum« auf Youtube. In unregelmäßigen Abständen machen wir hier mit Kurzclips auf die sichtbare und vor allen Dingen unsichtbare Arbeit im Museum aufmerksam. Die selbst gedrehten Filme (5-15 Minuten) porträtieren auf unterhaltsam lockere Art uns und unsere Arbeit am Stadtmuseum, stellen aktuelle Ausstellungen vor oder setzen einzelne Objekte und  Objektgeschichten in Szene. Den Impuls für den Vlog gab Tim Köhler, z.Z. als externer Kurator des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projektes »Sportlich auf dem Weg zum Cottbuser Ostsee« am Hause tätig.

Einblicke in die dingliche Welt des Museums
Der Anmutung nach als lockerer und kurzweiliger Plausch inszeniert, verfolgen wir mit dem Vlog mehrere Zielsetzungen. Zum einen sollen in erster Linie dem Alter und der Mediennutzung nach jüngere und vielleicht auch museumsfernere Zielgruppen angesprochen werden. Als regionales Museum mit stadthistorischem Schwerpunkt verfolgen wir seit einiger Zeit eine neue Digitalstrategie, welche sich mit Facebook und Instagram auf die Sozialen Netzwerke und die Museumshomepage stützt. Mit einem Cottbus-bezogenen Wissensspeicher, Bilderrätseln, »Objekten der Woche« u.v.m. wollen wir uns als Akteur rund um die Geschichte der Stadt und damit verbundene Identitätsfragen positionieren. Dabei bieten wir nicht nur Einblicke in die dingliche Welt des Museums, sondern auch historische Fakten und Geschichte(n) unserer Stadt und stellen sie zur Diskussion. So waren erste Themen des Vlogs u.a. die baubezogene Kunst im Stadtraum oder Objekte einer Sonderausstellung.

Sichtbarmachen der musealen Arbeit
Ein anderes Ziel ist die Erhöhung der Transparenz musealer Arbeit und damit das Sichtbarmachen des zumeist Unsichtbaren. Die umfangreichen Anstrengungen des Ausstellungsaufbaus, das Sammeln und Bewahren der Objekte u.s.w. Die Auswahl der Themen ist prinzipiell offen, dem Charakter nach vielfältig, am potentiellen Interesse Außenstehender orientiert. Womit wir den Großteil unserer Arbeitszeit verbringen, wird außerhalb der Depot- oder Vorbereitungsräume kaum wahrgenommen. Aus diesem Grund richten wir den Blick in unserem Vlog vor allem auch auf die Arbeit hinter den Ausstellungen  – eben weniger auf das Produkt, sondern vielmehr den begleitenden Prozess.

Erste Schritte
Durchaus lustbetont und experimentierfreudig gingen wir eher aus dem Bauch heraus die Themen für die ersten Clips an. Aus der täglichen Arbeit heraus lagen sie de facto auf dem Tisch. Doch im Haus fehlte es an Videotechnik und Schnittsoftware. Dementsprechend begannen wir zu nutzen, was privat vorhanden ist und von uns beherrscht werden kann. So greifen wir auf eine private digitale Spiegelreflexkamera sowie auf Open-Source-Software des heimischen Computers zurück. Es ist sicherlich nicht der Idealzustand, aber es galt und gilt einen Anfang zu machen. Mit der Idee im Gepäck, mit Kamera und Baulampen gingen wir in unsere Sonderausstellung »[…] das ist der Krieg, alles Teufelswerk.«, sprachen vor laufender Kamera über das Sammeln und die gezeigten Objekte und versuchten dabei noch sympathisch rüberzukommen. Da der zeitliche Aufwand – auch in der Postproduktion – nicht zu groß werden soll, erhalten wir bspw. kleine Versprecher in unseren Filmen. Einerseits hat es für uns etwas mit dem bereits angesprochenen Plausch- und Entertainment-Charakter des Vlogs zu tun. Andererseits sind wir Laien auf diesem Gebiet und das darf man unserer Meinung nach auch wahrnehmen oder ganz im Gegenteil, nur so werden wir vielleicht auch als authentisch und glaubwürdig wahrgenommen. Dennoch entwickeln wir uns von Clip zu Clip weiter, u.a. sind die Baulampen durch Fototageslichtlampen ersetzt worden, wir haben begonnen Gäste einzuladen, experimentieren auch mit den Längen der Clips, den Drehorten oder auch der Moderation.
Vielfalt der Orte und Themen
Abhängig vom jeweiligen Thema ist die Wahl des Drehorts. Hier bieten sich uns eine Vielzahl an Möglichkeiten im und außerhalb des Museums. Klassischerweise denken wir zuerst an die Ausstellungsräume. Doch wo lassen sich Themen der Sammlung und Bewahrung besser besprechen als in den Depoträumen, zumal die auch für den Besucher während eines Museumsbesuches in der Regel nicht zugänglich sind? Auch das Büro, Archiv, die Teeküche können als Drehorte bspw. für die Konzipierung der neuen Sonderausstellung dienen. Die Vielfältigkeit der Arbeit ermöglicht die Vielfalt der Drehorte. Selbiges gilt für die Gesprächsgäste. Die kurzweilige Diskussion mit einer Kuratorin bietet andere Einblicke als das Gespräch mit dem Museumspädagogen. Unter Beachtung von sämtlichen Datenschutz- und Bildrechtsfragen können so spannende Einblicke mit verschiedenen Akteuren entstehen – ein mannigfaltiges Porträt des Hauses, das vom Moment der Veröffentlichung an viral durchs Internet »geistert« und dort fortwährend und zählbar wahrgenommen wird.

Nicht auf die Schnelle
Rechnet man die Arbeitszeit am Clip hoch, wird aus einem fünfminütigen Film ein  Vormittag Produktionszeit. Für den Dreh (inkl. Auf- und Abbau) gilt es rund eine Stunde zu veranschlagen. Vorbereitende Absprachen sowie die Produktion mit Schnitt und Ausspiel schlagen noch einmal mit circa zwei bis drei Stunden zu Buche. Der Computer arbeitet jedoch weitaus länger, zum Beispiel beim Hochladen des Films auf Youtube. Der Aufwand für die Produktion ist eine nicht zu unterschätzende Größe mit Blick auf die Ressourcen – Personal, Zeit und Technikeinsatz. Hier schließt sich die Abwägung von Einsatz und Ergebnis an. Es gilt also die Frage nach der Sinnhaftigkeit zu klären.

Und das Resümee?
Positive Auswirkungen auf die Besucherstatistik sind wie für jedwede Öffentlichkeitsarbeit ein erstrebenswertes, aber eben auch sehr langfristiges Ziel. Kurzfristig hilft es vielleicht die Vlog-Besucher wie Veranstaltungsgäste zu bewerten – durchaus flüchtig, kommen sie aber vermutlich wieder! Ein anzustrebender Imagegewinn für das Haus als Ganzes lässt sich natürlich kaum quantifizieren. Dennoch ist es für uns eine wichtige Motivation. Die ersten vier Clips haben sich bisher jeweils durchschnittlich hundert Plattform-Besucher angesehen. Ob auch nur einer von ihnen im Stadtmuseum Cottbus als zahlender Besucher war oder sein wird, wissen wir nicht. Jedoch können wir davon ausgehen, dass sich diese Personen ein paar Minuten mit der Geschichte der Stadt Cottbus, dem Stadtmuseum und der musealen Arbeit im allgemeinen auseinandergesetzt hat. Das ist – wie wir finden – durchaus ein Erfolg.
Mit dem Projekt »montags im museum« probieren wir schlichtweg für uns etwas Neues aus. Natürlich ist es nur einer von mehreren Kanälen im Medienpool, der bespielt werden kann und dann auch muss, denn das Publikum »will bei Laune gehalten werden«. Jedes Museum muss für sich festlegen, welche Kanäle es bedienen kann und welche nicht. Nur wenige Museen im Land Brandenburg haben eine eigene Abteilung Öffentlichkeitsarbeit – wir beispielsweise haben keine. Doch mit dem Credo »Wenn es nicht klappt, dann lassen wir es  wieder!« hatten wir uns vor circa drei Monaten für den Start des eigenen Youtube-Kanals mit selbstproduzierten Vlog-Clips entschieden und haben dafür durchweg positives Feedback bekommen.

So bleibt uns zum Schluss nur noch zu sagen: »Klappe & Action!« Wir bleiben dran.

Hier geht es zum Vlog.

Der Blogbeitrag ist Teil der Reihe „Brandenburgische Museen digital“ und wird redaktionell vom Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. betreut. www.museen-brandenburg.de/aktivitaeten/projekte/digitalisierung/