Ein Beitrag von Doris Patzer (Lkr. Potsdam-Mittelmark) und Arne Lindemann (Museumsverband Brandenburg)
Die Museumslandschaft des Landkreises Potsdam-Mittelmark ist im brandenburgischen Vergleich eine besondere. Mit 43 Museen hat sie zum einen die höchste Dichte an Museen. Dabei handelt es sich zu knapp zwei Dritteln um vereinsgetragene Einrichtungen. Zum anderen sind die Museen sehr jung, meist aus ehrenamtlichem Engagement in den 1990er Jahren gegründet, und sie widmen sich weniger der breiten Lokalgeschichte, sondern sammeln oft zu Spezialthemen.
Profilschärfung auf Landkreisebene
Im Jahr 2020 haben sich 23 dieser Museen für ein Digitalisierungsprojekt zusammengetan. Initiator war der Landkreis, der schon seit vielen Jahren die Vernetzung der Museen in Potsdam-Mittelmark fördert und konzeptionelle Impulse setzt. Grundlage dafür ist die im Jahr 2011 entwickelte Museumskonzeption, die der Landkreis in Kooperation mit dem Museumsverband Brandenburg verfasste. Die Konzeption zielt darauf, auf Basis der Sammlungsbestände der Museen, übergreifende Schwerpunktthemen herauszuarbeiten, um das museale Profil der Museumslandschaft zu schärfen und Potenziale für eine abgestimmte Weiterentwicklung der Sammlungen zu schaffen.
Dafür wurden die vielfältigen Spezialthemen der Museen zu den Schwerpunkten: „Kreativität in der Region“, „Zuhause und unterwegs“, „Grenzüberschreitungen und Mobilität“, „Obst- und Gemüsegarten vor den Toren der Großstadt“ und „Landmarken“ gebündelt. Mit der Digitalisierung von Teilbeständen aus den Museen sollte nun diese Museumskonzeption fortgeschrieben werden. Finanziert wurde das Projekt über die Digitalisierungsförderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Antragsteller und Koordinator des Projekts war der Landkreis, der bei der Durchführung vom Museumsverband Unterstützung erhielt.
Vom Auftaktworkshop in die Praxis
Das Projekt startete mit einem ganztägigen Workshop, auf dem diskutiert wurde, ob die 2011 benannten Schwerpunktthemen weiterhin Gültigkeit besitzen bzw. welche Themen hinzugekommen sind oder an Relevanz verloren haben. Dann ging es darum, dazu aussagekräftige Objekte aus der eigenen Sammlung zu identifizieren. Dies war ein nicht immer leichtes Unterfangen, galt es doch, Allgemeines auf Konkretes herunterzubrechen. Letztendlich benannte jedes Museum fünf bis zehn Objekte, die es zu digitalisieren und für die Veröffentlichung vorzubereiten galt. Ein Kurzseminar führte im Rahmen des Auftaktworkshops in die Grundlagen der Objektfotografie ein. Ein kleiner Schreibworkshop beschäftigte sich mit der Frage, wie ein griffiger Objekttext für das Internet aussieht.
Darüber hinaus erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick in das Museumsportal museum-digital.de, in das die Objektbilder- und Daten eingepflegt werden sollten. Hier ging es darum, welche Metadaten und Bildformate für die Objektpräsentation erforderlich sind. Bei der praktischen Umsetzung, die ungefähr ein halbes Jahr in Anspruch nahm, unterstützten Expertinnen und Experten die Museen: bei der Objektfotografie die Fotografin Kerstin Weßlau (Langerwisch) und der Fotograf Wolfgang Lorenz (Lehnin) sowie bei der Erstellung der Objektdaten und -texte die Digitalisierungsfachfrau Anja Schnapka (Potsdam). Letztendlich wurden knapp 200 Objekte digitalisiert und in museum-digital erfasst.
Herkunft/Rechte: Museum der Havelländischen Malerkolonie / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Ziegeleimuseum Glindow / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin Museum im Zisterzienserkloster Lehnin / Wolfgang Lorenz (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Heimatstube und Kulturscheune Kähnsdorf / Wolfgang Lorenz (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Heimatstube und Kulturscheune Kähnsdorf / Wolfgang Lorenz (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Werder (Havel) +++IN PLANUNG+++ / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museumsprojekt Kleinmachnow / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Schulmuseum Reckahn / Wolfgang Lorenz (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Heimatmuseum der Stadt Ziesar / Wolfgang Lorenz (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Handweberei „Henni Jaensch-Zeymer“ / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Initiativkreis Albert-Einstein-Haus Caputh e.V. im Bürgerhaus Caputh / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Christian Morgenstern Literaturmuseum / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Heimatmuseum Stadt Teltow / Kerstin Weßlau (CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Wolfgang Woizick / Wolfgang Lorenz (CC BY-NC-SA)
Gemeinsame Online-Ausstellung
Den Abschluss des Projekts bildete die digitale Ausstellung „Posthorn, Pinsel, Prinzenapfel – Museen im Landkreis Potsdam-Mittelmark“. Die mit dem Ausstellungsmodul von museum-digital erstellte Schau führt die digitalisierten Objekte unter den vorher miteinander diskutierten Schwerpunktthemen zusammen. Auf diese Weise ist eine pointierte Gesamtschau zur Geschichte des Landkreises entstanden, die die Vielfalt der Museen abbildet aber auch gleichzeitig den einzelnen Museen Raum gibt, sich selbst zu präsentieren. Positiver und gewollter Nebeneffekt ist, dass durch die gemeinsame Präsentation die Sichtbarkeit der Museen im Internet gefördert wird. Die Ausstellung kann zukünftig mit neuen Themen und Objekten erweitert werden. Sie ist damit ein stets aktuelles Abbild der lebendigen Museumslandschaft Potsdam-Mittelmark.
Der Blogbeitrag ist Teil der Reihe „Brandenburgische Museen digital“ und wird redaktionell vom Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. betreut. www.museen-brandenburg.de/aktivitaeten/projekte/digitalisierung/