Ein Beitrag von Dr. Iris Berndt.
2021 wurde der Grundstein für ein Berlin-Brandenburgischen Künstlerlexikons (erst einmal bis Geburtsjahr 1875) gelegt. Es ging bei diesem ersten Schritt auf dem Weg zu einem Lexikon erst einmal um die Biographien von 75 künstlerisch tätigen Frauen. Sie sind jetzt recherchierbar, und zwar nicht nur nach Namen, sondern auch nach Orten, Gattungen, Zeiten – die Vielfalt dürfte überraschen. Neben bekannten Frauen aus den Künstlerfamilien Chodowiecki, Lisiewski oder Tassaert, Dora Hitz, Gertrud Körner, Käthe Kollwitz oder Sabine Lepsius, sind auch bisher nirgendwo sonst nachweisbare Künstlerinnen zahlreich dabei – es ist also eine Entdeckungsreise. Neben dieser Personensuche gibt es auch die Inspirationssuche, die zum Stöbern einlädt: Wo kamen die Künstlerinnen her? Wie verteilen sie sich über die letzten drei Jahrhunderte? Wie ist der Forschungsstand zu ihnen? Die älteste Künstlerin ist übrigens Anna Maria Werner (1683-1753), zu den jüngsten gehören die Schwestern Betty (1868-1941) und Sophie Wolff (1871-1944).
Das Lexikon ist aus der Struktur der bekannten Museumsplattform museum-digital.de entwickelt und der technische Aufwand hielt sich dabei in Grenzen – das nennen wir nachhaltig.
Begleitet und ansprechend gestaltet hat das Joshua Enslin, der Programmierer von museum-digital.de. Nebenbei sind übrigens etliche Verbesserungen bei der museum-digital-de-Suche und für die Eingabe biographischer Angaben in museum-digital.de passiert. Mit der Software museum-digital, die heute schon fast 800 Museen in Deutschland verwenden, können Museen nicht nur ihre Objekte publizieren, sondern auch ihre Erkenntnisse zu den Objektverfertigern in eine Struktur eingeben, in der diese leicht und öffentlich zu finden und rasch nachzulesen sind.
Wir haben auch 400 bisher weitgehend unpublizierte Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und sogar Porzellanmalerei von künstlerisch tätigen Frauen publiziert. Diese erscheinen jetzt auch gleich wie Illustrationen zum Lexikoneintrag der betreffenden Person – das bringt Anschaulichkeit.
Mit dabei 2021 waren neun brandenburgische Museen und Sammlungen (Brandenburg/Havel, Cottbus, Ferch, Frankfurt/Oder, Jüterbog, Lübben, Prenzlau, Senftenberg) und das Stadtmuseum Berlin. Aus Jüterbog ist beispielsweise die Malerin Paula Kleinecke, aus Brandenburg (Havel) Gertrud Körner und Gertrud Schaper-Schendel, aus Cottbus und Senftenberg Elisabeth Wolf, aus Lübben Marie Elisabeth Moritz, aus Potsdam und Ferch Hannah Schreiber de Grahl dabei. Daneben hat auch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten selbst Objekte ediert, deren Urheberinnen nun Bestandteil des Lexikons sind. Feinste Blumenmalereien von Dilettantinnen etwa, Porträts, Landschaften, Arabeskenmalerei … Erwähnt sei auch aus dem Stadtmuseum Berlin ein Skizzenbuch, in welchem Marie Ulrike Hainchelin und ihr Verlobter und Lehrer, der genialische Friedrich Gilly, sich um 1800 ihre Neckereien zeichneten.
Ein Themenportal „Künstlerinnen in Berlin und Brandenburg“ fasst die edierten Objekte zum Thema zusammen und lädt zum Stöbern ein.
Schnell wird auch klar, dass nicht alle Frauen es wie Käthe Kollwitz oder Anna Dorothea Therbusch schafften, von ihrer Kunst zu leben. So kann auch nach Nebenerwerb oder Dilettantinnen recherchiert werden, dabei ist zu staunen über die mitunter herausragende Qualität und Vielfalt dieser Kunst von Frauen.
Dr. Peter Bahl und Dr. Iris Berndt verantworten das Vorhaben inhaltlich. Brandenburgische Historische Kommission und Stadtmuseum Berlin warben hierfür Digitalisierungsmittel der beiden Bundesländer Brandenburg und Berlin ein.
Die Autoren freuen sich auf Nachrichten und Hinweise. Jetzt überlegen sie, wie es weitergehen könnte und hoffen davon bald wieder zu berichten.
Kontakt: mail@irisberndt.de
Der Blogbeitrag ist Teil der Reihe „Brandenburgische Museen digital“ und wird redaktionell vom Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. betreut. www.museen-brandenburg.de/aktivitaeten/projekte/digitalisierung/