Nach einer längeren Pause jetzt endlich die Fortsetzung zum Ankauf unserer Reproanlage: Ich war völlig absorbiert von unseren Problemen bei der derzeit laufenden Einführung der Software MuseumPlus in unserem Haus: Ich nehme es schon mal vorweg: Wir hatten einigen Ärger, sowohl technischer Natur als auch bei der Datenmigration. Aber davon berichte ich später. Zunächst geht es um den Ankauf eine Profi-Reproanlage, in einer scheinbar lange vergangenen Zeit, vor Weihnachten 2011:
Wie schon zuvor erwähnt, war der Ankauf der Reproanlage für mich das Anspruchvollste bisher, weil es bei kaum Vorkenntnissen innerhalb eines Monats zu leisten war. Für die veranschlagten € 25.000 lagen wir, wie sich herausstellte, am unteren Rand dessen, was es auf dem Markt an professioneller Bilderstellungstechnik gibt. Die "Mittelklasse" nehmen die Mittelformat- bzw. die Scanner-Kameras ein, während High-End-Technik etwa aus der Schmiede der Firma Cruse GmbH im sechsstelligen Bereich liegt. Neben der Anbieter- und Modellrecherche bei den Einzelkomponenten Kamera, Stativ, Lampen, Computerausstattung (Soft- und Hardware) sowie Überlegungen zum Workflow, zu konservatorischen Rücksichten und zum notwendigen Zubehör stellte sich das so genannte Colormanagement als knifflig heraus. Kurz umrissen bedeutet dies, wie schaffe ich es, bei der Abbildung Farbtreue zum Original bzw. zur Vorlage und damit einen hohen Farbwidergabeindex zu erzielen. Denn mit der derzeit auf dem Markt befindlichen Technik ist eine hundertprozentige Farbkonsistenz nicht möglich!
Es gibt unterschiedliche Mittel und Wege, wie man es "so gut wie möglich" machen kann, kürzere und längere, teurere und günstigere. In dieser "Gemengelage" von Möglichkeiten kommt hinzu, dass sich für die Auswahl des besten Weges Erfahrung als unverzichtbar herausstellte. Aus diesem Grund zogen wir mit Herrn Dr. Stefan Rohde-Enslin (Institut für Museumsforschung SMPK Berlin) und Claus Cordes, Fotografenmeister am Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig (u. a. Virtuelles Kupferstichkabinett), Experten hinzu.
Gerade hatten wir uns eine Anlage zusammengestellt und unter Rückgriff auf die gesammelten Kompetenzen im Haus einen Weg gefunden, da erhielten wir ein unwiderstehliches Angebot für eine "Rundum-Sorglos-Anlage" mit Scanner-Kamera für (nicht ganz) denselben Preis, aber mit vervielfachter Auflösung (statt 24 Megapixeln 104 MP). Sie bot eine bedeutend höhere Qualität und die Aussicht darauf, dass die Bilddateien sehr langfristig (mindestens 15-30 Jahre) ausreichend bleiben und nicht durch den technischen Fortschritt überholt werden. Durch sie wird es möglich sein, die ca. 40.000 Grafiken und 75.000 Photographien zu digitalisieren und nicht anschließend wieder von vorne anzufangen, weil der Stand der Technik dies erfordert.
Die Firma Anagramm (jetzt Rencay) bot uns die komplette Anlage inkl. aller Komponenten, Software und eines integrierten Colormanagements an. Einzig das Fehlen eines Raums mit erschütterungsfreiem Steinfußboden drohte die Sache zum Scheitern zu bringen. Doch nun haben wir einen kleinen Raum innerhalb der Ausstellung (um die Ecke von Marie Henneberg von Gustav Klimt, gleich am Anfang des Rundgangs), wodurch wir problemlos immer wieder öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zur Digitalisierung durchführen können – wie schon anlässlich des diesjährigen Internationalen Museumstages am 20. Mai 2012.
Schlag auf Schlag ging es weiter: Zum 1. Februar 2012 fingen zwei Mitarbeiter im Rahmen des vom Europäischen Sozialfonds geförderten Modellprojektes zur "Bürgerarbeit" im Sachgebiet "Digitalisierung" an. Die erste Aufgabe war das Verstehen und Bedienen der Reproanlage, die am 21. Februar 2012 aufgebaut wurde und nach einer Schulung in Betrieb ging. Dazu beim nächsten Mal mehr…