A blog on museum-digital and the broader digitization of museum work.

Zurück zur Anschaffung der Objektverwaltungssoftware und der
Reproanlage: Innerhalb des Hauses galt es, schnellstmöglich die Entscheidung
für ein Produkt herbeizuführen: Als ich im Sommer 2011 die Software- und
Datenbank-Angelegenheit von zwei Mitarbeitern übernahm, war noch keine konkrete
Präferenz vorhanden außer einer häufigeren Erwähnung von Adlib (von Adlib
Information Systems) und MuseumPlus (von der Firma Zetcom). Die Kustoden der
Moritzburg hatten sich seit 2002 durch Fortbildungen und im Kontakt mit
Kollegen mit der Frage einer für ihre Bedürfnisse passenden Software
auseinandergesetzt.

Nachdem beide Firmen zu einer Vorstellung ihres Produkts in
die Moritzburg gekommen waren, kam eine klare Präferenz für MuseumPlus zum
Vorschein. Dies ging vermutlich auf das ästhetisch ansprechende Äußere der
Software-Oberfläche zurück und die übersichtlich angeordneten Informationen auf
dem Bildschirm: In der oberen Hälfte links stehen die Stammdaten zum Objekt,
rechts oben gibt es ein kleines Wiedererkennungsbild und unten quer über die
untere Hälfte des Bildschirms mit einem System von Reitern
Vertiefungsinformationen zum Objekt. Außerdem sind über verschiedene Buttons
weitere Informationen, so genannte Module (zum Beispiel zur Literatur, zu
Archivalien, zum Künstler oder sonst am Werk Beteiligten, zu weiteren Abbildungen,
zur Restaurierung etc.) aufzurufen. Vom Datensatz und damit vom Objekt aus sind
alle mit ihm verbundenen Funktionen und Informationen direkt erreichbar und
dies scheinbar in einer bildhaften Klarheit. Mal sehen, ob sich dies bei der
Arbeit mit der Datenbank bestätigt!

Letztendlich war der Gedanke ausschlaggebend, dass sich
sowohl die zum Teil etwas älteren und wenig technik-affinen Mitarbeiter als
auch neu einzuarbeitende temporäre Kräfte leichter und damit schneller in
MuseumPlus zurecht fänden. Dies war aber kein Votum gegen das Konkurrenzprodukt
oder auch andere Anbieter. Gleich zu Beginn war mir klar, dass es sich für die
Moritzburg nicht lohnen würde, einen Softwarevergleich mit fast wissenschaftlicher
Präzision und entsprechendem Aufwand vorzunehmen wie es für Verbünde wie zum
Beispiel D:Kult im Düsseldorf nötig war oder wie es der Landschaftsverband
Rheinland 1998 gemacht hat: http://www.museumsdokumentation.lvr.de/reload.asp?U=http://www.museumsdokumentation.lvr.de/.
Auch reichte für die Moritzburg die Expertise von Herr Dr. Rohde-Enslin vom
Institut für Museumsforschung aus, dass beide Produkte für uns in Frage kämen
und akzeptabel wären. Die geringen Preisunterschiede beider Produkte wurden als
vernachlässigungswürdig erachtet gegenüber den Kosten, die z. B. das Personal
für das Befüllen der Datenbank verursacht.

Dies waren natürlich nicht die einzigen Überlegungen und
Kriterien für die Software-Auswahl. Sie alle vollständig aufzuzählen, denke
ich, ist auch hier nicht am Platz. Aber die Wichtigsten sollten doch erwähnt
werden:

1. Die Datenbank sollte die Arbeit nach dem Spectrum-Standard
des Collections Trusts (GB) ermöglichen. Gegenwärtig gibt es nur drei
deutschsprachige Programme, die dies ermöglichen, unter anderem Adlib und
MuseumPlus. Dies schränkte unsere Wahl ein und bestätigte die Vorauswahl. Siehe
http://www.collectionslink.org.uk/spectrum-standard
und auf Deutsch in der vorfinalen Version der Spectrum-Standard auf deutsch
unter http://www.ag-sammlungsmanagement.de/
.

2. Es sollte keine Software eines örtlichen Software-Anbieters,
also kein proprietäre Produkt sein. In dieser Hinsicht lagen genügend
Erfahrungen von anderen und bei der Moritzburg selbst vor, die gegen etwas
„Selbstgebasteltes“ sprachen. Es sollte also ein kommerzielles, gut
eingeführtes und gut laufendes Produkt sein, bei dem die Hoffnung besteht, dass
es auch weiterhin gut läuft und dass man, wenn die Firma eingehen sollte, viele
Kollegen im selben Boot hat, mit denen man gemeinsam eine Lösung des Problems
suchen kann. Andere in Erwägung gezogene Produkte wie GOS oder auch Hida 4 von
Startext schieden aufgrund unterschiedlicher Faktoren an irgendeiner Stelle des
Rennens aus.

3. MuseumPlus bietet die Möglichkeit, zentral die Adressen
der Institution und auch ihre Ausstellungen zu verwalten. Für das gemeinsame
Arbeiten in der Moritzburg verspricht diese Funktion eine wesentliche
Unterstützung der Kommunikation innerhalb des Hauses. Ein Archiv sollte nach
Auskunft von Herrn Kanter von Zetcom ebenfalls in MuseumPlus zu verzeichnen
sein, wenn auch nicht nach den vollen Regeln der Kunst dieses Faches, aber
zumindest in ausreichender, pragmatischer Weise. Daneben hatten wir uns vorher
einen Fragenkatalog und eine Anforderungsliste für die speziellen Bedürfnisse
der Moritzburg gemacht, die wir zuerst in einem schriftlichen Fragebogen („Checkliste
für den Softwarevergleich“, erarbeitet von der AG Softwarevergleich der
Fachgruppe Dokumentation des Deutschen Museumsbundes vom 28. Juli 1997, siehe http://www.museumsbund.de/fileadmin/fg_doku/publikationen/softwarevergleich_Teil_5.pdf)
abgeklopft hatten und später bei den Präsentationsveranstaltungen der beiden
Software-Anbieter systematisch abgefragt haben.

4. Während der Recherche von ca. einem halben Jahr war es
wichtig, von Kollegen zu hören, wie sie mit ihren Datenbanken und dem Support
der Anbieter zufrieden waren. Dabei stellte sich ein gewisser Grundtenor
heraus, den ich aus meiner bisherigen Erfahrung bestätigen kann. Weil dieses
Hörensagen aber in unzulässiger Weise zufällig und auch persönlich gefärbt ist,
möchte ich diesen Eindruck hier nicht formulieren. Aber ich kann nur raten,
sich auf der Suche nach einer richtigen Software für das eigene Haus möglichst
umfangreich bei Kollegen die Datenbanken anzusehen und auf ihre Kriterien zur
Beurteilung zu hören. Erfahrungsberichte in schriftlicher Form finden sich in
der Zeitschrift „museum aktuell“ vom Mai 2008 und online
(„Anwender-Erfahrungsberichte zu Inventarisierungsprogrammen. Ein
Download-Zusatzservice der Zeitschrift „museum aktuell“, Ausgabe und Stand Mai
2008, Update August 2008. Siehe http://www.museum-aktuell.de/download/d_36.pdf).

An dieser Stelle soll nicht verschwiegen werden, dass das
von uns ausgewählte Produkt (MuseumPlus von Zetcom) auch aus unserer Sicht
Nachteile hat. So bekommt man keine Demoversion der Software zur Verfügung
gestellt, so dass man nicht die Eingabe eines oder mehrerer auch schwieriger
Objekte ausprobieren kann und sich die Funktionsweise des Programms mit allen
Menüpunkten ansehen kann. Ein dickes Minus. Man muss den Versicherungen des
Anbieters glauben, was prinzipiell natürlich in Frage zu stellen ist. Niemand
würde ein Auto kaufen, das er nicht zuvor probegefahren ist. Man kauft die
Katze im Sack, und man begibt sich in die Hand des Anbieters: Was ist, wenn es
heißt, „Ja, dies und das kann die Software“, aber sich herausstellt, dass es
ein „Ja, aber …“ ist?

Das nächste Mal berichte ich endlich vom Ankauf der
Reproanlage. Schauen Sie also mal wieder rein.

Kontakt: eva.heinecke(at)kunstmuseum-moritzburg.de

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