In den letzten Monaten waren wir bei der technischen Weiterentwicklung von museum-digital nicht untätig. Vor allem haben wir „unter der Haube“ viele kleine Details verbessert und den Code aller Tools von md nachvollziehbarer und für Programmierer wie Rechner eindeutiger gemacht. Während die meisten dieser Änderungen rein technischer Natur sind und hoffentlich nicht auffallen, dürfte die Geschwindigkeit der (Objekt-)Suche vor allem im Eingabebereich von größeren regionalen Instanzen doch auch spürbar verbessert sein.
Aber auch ein paar sichtbarere, neue Features sind dazugekommen: Eigene veröffentlichbare Bereiche zur Erfassung von Markierungen (Stempel, Wasserzeichen, etc.), der Publikationsgeschichte des Objektes, und ob das Objekt selbst eine Referenz auf ein anderes Werk ist. Da das Feld für die Objektart bei museum-digital ein Freitextfeld ist, aber eine Kontrolle des Feldinhaltes oft naheliegend erscheint, gibt es bei diesem Feld jetzt eine Ausfüllhilfe. Als wahrscheinlich wichtigste Neuerung gibt es ab jetzt 10 neue Ereignistypen und die Möglichkeit – den Notwendigkeiten der (Provenienz-)Forschung gemäß – Quellenangaben für Ereignisse einzutragen.
Markierungen
Besonders für Kollegen aus der Kunstgeschichte sind nachträglich am Objekt angebrachte Markierungen – Stempel, Wasserzeichen, Signaturen, Gravuren, etc. – wichtig. Bisher konnten diese nur relativ unspezifisch im Feld „Beschriftung / Inschrift“ verzeichnet werden. Um eine eindeutigere und uniformere Erschließung von Markierungen aller Art zu ermöglichen, haben wir einen neuen Eingabe- und Ausgabebereich für Markierungen eingeführt. Der Begriff „Markierungen“ ist hierbei Möglichst allgemein gewählt, da das Feld auch für andere Arten von Museen, die mit Logos o.ä. arbeiten, interessant sein könnten.
In musdb, dem Eingabe- und Inventarisierungstool von museum-digital, lässt sich der neue Bereich für die Erfassung von Markierungen ganz unten auf dem Reiter „Zusatz“ der Einzelobjekt-Seite finden. Ist noch keine Markierung verzeichnet, findet sich hier eine Akkordion-Leiste „Eine neue Markierung erfassen“. Diese lässt sich mit einem Klick öffnen, sodass die Eingabefelder für neue Markierungen sichtbar werden.
Möchte man nun eine Markierung eintragen, müssen zuerst einmal Art und Position aus den dafür vorgesehenen Listen ausgewählt werden. Danach lassen sich neben Maßangaben und dem Text der Markierung auch deren Erschaffer und etwaige in der Markierung vermerkte Daten erfassen. Letztere kommen aus den dafür vorgesehenen Vokabularen. Um also etwa eine Person einzutragen, klickt man ins Feld „Erschaffer“ und beginnt den Namen zu tippen. Ist die gemeinte Person schon bekannt, erscheint ihr Name in einer Auswahlliste und kann durch einen Klick eingetragen werden. Ist die Person nicht bekannt, kann Sie über einen Klick auf das „+“-Symbol vor dem Eingabeschlitz eingetragen werden. Vorsicht: Für die Eingabe neuer Personen oder Zeiten an dieser Stelle öffnet sich ein neuer Tab, sie geschieht also getrennt von den vorherigen Eingaben.
Ist eine Markierung so eingegeben, ist sie auch öffentlich sichtbar (eine Möglichkeit Markierungen zu verstecken ist angedacht, aber noch nicht implementiert).
Referenzen und Rezeption
Mit dem Reiter „Rezeption“ ist ein ganz neuer Reiter hinzugekommen, der die spezifische Beziehung von Objekten zu Publikationen abbildet. Während die „einfachen“ Literaturangaben das Objekt unspezifisch mit Literatur zum Objekt, zum Kontext des Objektes, etc. verknüpfen, kann die Beziehung des Objektes zu Literaturquellen hier eindeutiger erfasst werden.
Graphisch und von der Benutzung her gesehen, grob wie der neue Bereich für Markierungen gestaltet, bildet der Bereich „Rezeption“ die Veröffentlichungsgeschichte eines Objektes ab. Ist das Objekt etwa eine Fotographie oder ein Gemälde, die oder das in einem Ausstellungskatalog abgedruckt wurde, kann dies hier verzeichnet werden. Gleiches gilt für ein Fahrzeug, das in einem Magazin besprochen wurde, zumindest falls exakt das im Museum vorhandene Fahrzeug besprochen wurde (etwa bei Sonderanfertigungen). Das Gegenstück bildet der „Referenz“-Bereich, in dem vermerkt werden kann, wenn das Objekt selbst eine Referenz auf eine Publikation bildet. Ein offensichtliches Beispiel sind Illustrationen von oder zu Texten.
Wichtig zu beachten ist hierbei der Unterschied zwischen Literaturangaben im Literaturmodul und den hier genutzten „Quellen“. Das Literaturmodul ist auch für die Hausbibliothek vorgesehen ist, mit entsprechenden Datenfeldern wie „Signatur“, und entsprechend werden Einträge im Literaturmodul für jedes Museum einzeln gespeichert. Einerseits ermöglicht das eine breitere Eingabe von Daten, andererseits steht es einer uniformen und gemeinsamen Nutzung von Eingaben durch viele Museen entgegen. Deshalb wird hier das neue, zentral kontrollierte „Quellen“-Vokabular verwendet, das wesentlich stärker auf einheitliche Verknüpfungen ausgelegt ist und über das Vokabularkontroll-Tool zentral gesteuert wird.
Ausfüllhilfe für Objektart
Eine sehr kleine, aber vielleicht doch hilfreiche Verbesserung, ist die neue Ausfüllhilfe für die Angabe zur Objektart bei neu eingegebenen Objekten. Das Feld für Objektart ist bei museum-digital ein Freitextfeld, dessen Funktion weitestgehend durch Schlagworte erfüllt wird. Da es jedoch in vielen Museen gewünscht wird, nur eine kontrollierte Anzahl von Angaben zur Objektart zuzulassen, erscheinen jetzt Vorschläge für eine möglichen Eingabe, wenn man die Objektart eintippt.
Diese Vorschläge kommen aus dem zentralen Schlagwort-Vokabular, und lassen sich durch anklicken in das Feld eintragen. Wurde ein Schlagwort aus der Liste gewählt, wird das Objekt automatisch auch mit dem entsprechenden Schlagwort verknüpft.
JSON-LD für Einzelbildseite
Seit letzter Woche finden sich auf den Seiten einer einzelnen Objektabbildung JSON-LD-Metadaten für die Bestimmung von Bildlizenzen und Rechten. Während sich für die Museen nichts ändert, kann Google so besser mit den Bildern umgehen und kennzeichnet Sie als z.B. „Lizensierbar“.
Ereignisse: Neue Ereignistypen und Quellenangaben für Ereignisse
Die wahrscheinlich wichtigste – weil alltäglich sichtbare – Neuerung sind die neu angelegten Ereignistypen:
- Zusammengefügt (für die finale Zusammenstellung eines Objektes, das aus mehreren Teilen besteht)
- Versteigert
- Gekauft
- Besessen
- Verkauft
- Restauriert
- Beschädigt
- Zerstört
- Verschollen
- Herausgegeben (für Bücher und andere Publikationen, die einen Herausgeber haben)
Die meisten dieser neuen Ereignistypen beschäftigen sich mit Informationen, die für die Veröffentlichung und Nachvollziehbar-machung von Provenienzen wichtig sind. Hiermit geht museum-digital einen großen paradigmatischen Schritt, weil Provenienzinformationen bis jetzt bewusst nur in Freitextfeldern veröffentlichbar waren. Museen, die die neuen Ereignistypen verwenden wollen, sollten unbedingt (!) prüfen, ob sie die Informationen veröffentlichen dürfen und durch die Veröffentlichung keine Persönlichkeitsrechte Dritter verletzen – das ist wichtiger denn je, wenn Provenienzen leichter durchsuchbar sind.
Wenn die Ereignisse bei museum-digital aber schon einmal für Provenienzangaben fit gemacht werden, dann können wir auch einen Schritt weiter gehen und die für die Provenienzforschung fehlende Information – Quellen – erfassbar machen (Vergleich: „Leitfaden zur Standardisierung von Provenienzangaben“ des Arbeitskreis Provenienzforschung e.V.). Basierend auf demselben Quellen-Modul, das für den Reiter zu Referenz- und Rezeption gebraucht wird, lassen sich ab jetzt auch Quellen für Ereignisse eingeben.
Um das zu tun, muss erst einmal ein Benutzer mit dem Level „Museumsdirektor“ die Eingabe von Quellenverweisen für Ereignisse für das ganze Museum freischalten.
Dies kann auf der Seite „Einstellungen für das Museum“ im Eingabebereich getan werden. Ist die Eingabe von Quellenangaben für Ereignisse einmal aktiviert, erscheint bei allen Mitarbeitern des Museums ein neuer Bereich unten auf den Bearbeitungsseiten für Ereignisse (erreichbar, indem man bei einem einmal angelegten Ereignis auf den Namen des Ereignistyps klickt). Auch hier findet sich wieder ein Akkordion, das aufgeklappt werden kann, um neue Quellenangaben zu machen.
In der Ausgabe von museum-digital spiegelt sich die Möglichkeit, Quellenangaben zu machen zuallererst in einer Neugestaltung der Anzeige von Ereignis-Anmerkungen wieder. Ereignisanmerkungen erschienen jetzt gemeinsam mit etwaigen Quellenangaben in einem Tooltip, der durch überfahren eines „i“-Symboles hinter dem Ereignistyp auf einer gegebenen Objektseite zu finden ist.