A blog on museum-digital and the broader digitization of museum work.

Nach einem ersten Blog zur Glasplattendigitalisierung mit
einem Flachbettscanner folgt die Fortsetzung: Nach der Beschaffung eines
geeigneten Geräts (Epson V750) stand als nächstes die Frage nach dem Wie im
Raum:

Welche konservatorischen Rücksichten habe ich zu
nehmen, dass die Glasplatten nicht zerbrechen, zerkratzen, beim Scannen zu warm
werden oder durch die Lichtimission Schaden nehmen?

Mit welchen Schadensbildern an den Glasplatten
habe ich zu rechnen und welche Gegen- oder Schutzmaßnahmen muss ich
gegebenenfalls ergreifen? Geeignetes Einpackpapier, das das derzeitige holz-
und säurehaltige ersetzen soll, hatten wir bereits in der Vergangenheit recherchiert
und angekauft.

Mit welcher Software scanne ich: Sind die
Programme alle gleich bzw. gleich gut? Kann ich das mitgelieferte
Software-Paket verwenden oder muss ich weitere Software ankaufen? Wie
unterstützt die Software den Workflow?

Muss ich meinen Scanner wie die Kamera und die
Bildschirme kalibrieren? Welche Software ist dafür die richtige?

Mit der letzten Frage anfangend haben wir über das Internet ("Glasplattendigitalisierung") und
anschließend bei dem entsprechend Verantwortlichen bei der Deutschen Fotothek
A. Rous die ersten Rechercheergebnisse erzielt: Glasplattennegative, wie wir
sie überwiegend haben, scannt "man" derzeit nicht mit Colormanagement, sondern "nur" hochauflösend in Graustufen. Ein farbiger Scan eines
Schwarz-Weiß-Negativs würde zu einer Verdreifachung der Datenmenge führen, aber
meist nur weitere Informationen liefern, wenn die Glasplatte durch
entsprechende Schadensbilder farblich verändert ist. SilverFast ist die derzeit
führende und beste Software zum Scannen in diesem Bereich (dies heißt nicht,
dass nicht auch andere Programme gute Ergebnisse liefern können).

Die Glasplatten werden vor dem Scannen auf der Glasseite mit
einem weichen, sauberen, leicht feuchten Tuch gereinigt. Auf der Schichtseite
sollte höchstens ein antistatischer Pinsel zum Einsatz kommen. Sowohl das
Handling als auch die Erfahrung im Umgang erfordern jemanden, der weiß, was er
tut. Am besten sollte dies ein Fotorestaurator sein, sonst ein mit Glasplatten
erfahrener Fotograf oder eine restauratorisch geschulte Person. Laien können
großen Schaden anrichten.

Weil unser Scanner über keine verstellbare Schärfentiefe
verfügt, müssen die Platten mit der Schichtseite auf das Scannerglas gelegt
werden. Dabei besteht nicht nur die Gefahr, dass die Verunreinigungen der
Schichtseite diese zerkratzen, sondern Schmutz auf dem Scannerglas die
Schichtseite beschädigt. Doch auch das Scannerglas kann durch die scharfen
Kanten des Glases zerkratzt werden. In einem solchen Fall bleibt nur das
Ersetzen der Scheibe.

Obwohl der Scanner eine viel höhere dpi-Zahl für die
Auflösung anbietet, sollten man nicht mehr als 2.-3.000 dpi auswählen, weil die
optische Qualität nicht mehr besser wird.

Soweit die Recherchen und somit die Theorie. Wir werden als
Laien das Scannen der Glasplatten an einem nicht so wertvollen Bestand an
Glasplatten ausprobieren und üben. Ziel ist das digitale Faksimilieren der rund
800 Glasplattennegative, die im Rahmen des Projektes aus dem
Hans-Finsler-Nachlass zu bearbeiten sind. Für Morgen ist der Besuch bei Foto
Marburg geplant, wo derzeit ein DFG-Projekt zur Glasplattendigitalisierung läuft
("Fotografische Negative. Infrastruktur zur Erschließung und Digitalisierung
historischer Fotografien in kunsthistorischen Bildarchiven"). Da sie allerdings
die Reproduktion der Glasplatten mit einer hochauflösenden Kamera realisieren,
sind die Grundbedingungen nicht gänzlich vergleichbar. Freundlicherweise
gewährt uns Foto Marburg einen Einblick in ihre Werkstatt und schenken uns ihre
Zeit. Ich werde auch diese Erfahrungen anschließend mit ihnen teilen.

Mehr:

http://www.scandig.eu/Grundlagen.html

https://www.filmscanner.info/KnowHow.html

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert